Vorneweg: die Argumentation von Bürgermeister Frank Kiefer und aller (!) FWG-Ratsmitglieder war eindeutig. Die sogenannte „Kompromissvariante“, mit der das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) ins Verfahren gehen will, stößt in Ötigheim auf strikte Ablehnung. Selbst die CDU, die einen Radschnellweg nicht als notwendig erachtet, plädierte für die vom ADFC vorgeschlagene Trasse. Wenn man ihn schon bauen will, so Ralph Ganz, dann an der richtigen Stelle – also östlich der Bahn-Neubaustrecke.
Bürgermeister Kiefer verwies auf zahlreiche Probleme, die die „gelbe“ Trasse mit sich bringen würde: die geplante Siedlungsentwicklung in Ötigheim, teures Bauerwartungsland müsste aufgekauft werden, ein neuer Spielplatz läge östlich der gelben Trasse und das brächte erhebliche Probleme mit der Verkehrssicherheit für die dort spielenden Kinder. Auch dass das RP „einfach“ bestehende Radwege nutzen und verbreitern will, obwohl entlang dieser Wege im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen schon Bäume gepflanzt wurde, stößt auf Unverständnis. Zumal die Gemeinde selsbt keine Chance hätte, in Ausgleichsflächen einzugreifen. Wie das vom RP bewerkstelligt werden soll, sei „interessant“. FWG-Ratsmitglieder schlugen in die gleiche Kerbe und ergänzten die Anmerkung mit weiteren Kritikpunkten. Dem ist nur wenig hinzu zu fügen.
Die beiden Vertreter des RP hatten einen schweren Stand, ließen sich in ihrer vorgefassten Meinung aber nicht erschüttern.
- Plötzlich wurde der Radschnellweg zum „Radkomfortweg“, bei dem Geschwindigkeit nicht so wichtig sei. Die Sicherheit sei das maßgebliche Argument.
- Auch jenseits der Bahntrasse müsste in Ausgleichsflächen eingegriffen werden, wurde vorgebracht, denn der vorhandene Weg müsste auf sechs Meter verbreitert werden. Dies wohl, weil ein landwirtschaftlicher Weg dort noch hinzu käme. Aber ist ein zusätzlicher, landwirtschaftlicher Weg tatsächlich so wichtig? Wichtiger als ein Radschnellweg? Mit Blick auf die Karte und die Zahl der seltenen Traktorfahrten in diesem Gebiet, darf dies bezweifelt werden. Jedes Grundstück ist auch so erreichbar.
- Die soziale Kontrolle sei auf der ADFC-Trasse nicht gegeben, wurde argumentiert. Wo gibt es bei nächtlichen Fahrten durch Industriegebiete denn eine soziale Kontrolle? Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Wer fährt schon gerne nachts „wie auf einem Präsentierteller“ durch ein hell beleuchtetes, weitgehend menschenleeres Industriegebiet, in dem womöglich auch noch LKW am Straßenrand parken?
Bemerkenswert ist auch, dass die UV F-Variante, die ab dem Kreisel beim Penny in Ötigheim über die Bahnlinie zur ADFC-Trasse führt, in der RP-Matrix ungefähr gleich gut bewertet wird, wie die RP-Vorzugstrasse durch das künftige Neubaugebiet. Das wurde aber geflissentlich ausgeklammert.
Nach über einstündiger Diskussion bleibt der schale Geschmack, dass hier etwas gegen den Willen der Kommunen und vor allem der Fahrradfahrenden durchgeboxt werden soll. Man wünscht sich die frühere
Regierungspräsidentin Gerlinde Hämmerle zurück. Von ihr wird glaubhaft kolportiert, dass sie während einer Sitzung gesagt habe, sie hätte jetzt lange genug gehört, weshalb etwas nicht umsetzbar sei. Nun wolle sie hören, was getan werden muss, dass es funktioniert.
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